“Es ist noch ein weiter Weg zu beschreiten”, aber die Studie “Vielfalt von Geschlecht und sexueller Orientierung in der Jugendarbeit in Baden-Württemberg” ist ein wichtiger Schritt. Eindrucksvoll und konkret beschreibt sie die Situation in Baden-Württemberg und kommt zu Ergebnissen und Handlungsempfehlungen, die auch für NRW gelten. Sie zeigen vor allem: “Eine Doppelstrategie von expliziten Angeboten für LSBTTIQ-Jugendliche und LSBTTIQ in allen Angeboten der Jugendarbeit ist wichtig.” Diese Strategie, die zum einen zu mehr Sichtbarkeit, Empowerment und aktuell notwendiger Unterstützung, wie auch zu einer sukzessiv steigenden Wahrnehmung und Beachtung von LSBT*Jugendlichen sowie einem verstärkten Einsatz gegen Heterosexismus und für Akzeptanz in der allgemeinen Jugendarbeit führt, verfolgen wir seit einigen Jahren in NRW erfolgreich.
Die Herausforderungen und Hürden, die für Baden-Württemberg benannt werden, stellen wir hierbei auch in NRW fest: LSBT*Jugendarbeit muss für alle jungen LSBT* erreichbar sein. Dies ist gerade in ländlich-geprägten Räumen mit weniger Angeboten und schlechter ÖPNV-Verbindung schwierig. Zudem benötigt die LSBT*Jugendarbeit eine verlässliche und bedarfsgerechte Finanzierung für Räume, Sachkosten und auch pädagogisches Personal, durch das Kontinuität und auch professionelle Unterstützung der Jugendlichen sowie ihrer Empowerment-Prozesse ermöglicht werden. Während diese Aufgabe – bei entsprechender Förderung – zeitnah umzusetzen ist, bedarf es bei der Implementierung in die allgemeinen Strukturen mehr Zeit. Wie die Studie richtig feststellt, ist dies nur durch die Reflexion und Veränderung des Blickes und der Haltung der Fachkräfte und Ehrenamtlichen in der Jugendarbeit möglich, da sie Prozesse mit den Jugendlichen in den Einrichtungen vor Ort gestalten. Zur Reflexion der Haltung und der Gestaltung der Prozesse in den Einrichtungen bedarf es mehr als eine Fortbildung. Die Fachkräfte müssen das Thema bewusst aufgreifen und kontinuierlich bewegen, auch oder gerade wenn, junge LSBT* in den Einrichtungen und Angeboten nicht vorkommen bzw. die Themen nicht vorkommen. Hierzu brauchen sie Impulse und Erinnerungen von Außen. Für NRW hat “gerne anders!” diese Aufgabe übernommen. Wir hoffen sehr, dass in Baden-Württemberg nach diesem wichtigen Schritt der Studie weitere folgen und sich dort Geschwister geboren werden. Für Unterstützung stehen wir, “gerne anders!”, bereit und sagen “Danke” für die Studie!