Sie werden es kennen: „Schwuchtel“, „Transe“ und „Kampflesbe“ sind unter Jugendlichen beliebte Schimpfworte. Selbst wenn es nur als Synonym für etwas Schlechtes oder Defektes genutzt wird, hat es auf junge Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter* (LSBT*I*) eine massive Wirkung. Kein Wunder, dass junge LSBT*I* an Orten, an denen sich Jugendliche treffen, ihre gleichgeschlechtliche Orientierung bzw. ihre geschlechtliche Identität verbergen oder solche Orte ganz meiden.

Auch als Problemhintergrund werden sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität bzw. die Auswirkungen von Ausgrenzung und Diskriminierung z.B. in Jugendhilfe, Jugendberatung oder Jugendsozialarbeit häufig zu wenig beachtet.

Wussten Sie, dass …

  • ca. 10 % der Jugendlichen LSBT*I* sind?
  • 50 % der Mädchen / 70 % der Jungen, Lesben und Schwule gar nicht gut finden?
  • 78 % der trans* Jugendlichen erlebt haben, dass ihre geschlechtliche Identität in ihrer Familie nicht ernst genommen wurde?
  • 20 % der Mütter / 25 % der Väter die Homosexualität ihrer Kinder dauerhaft nicht akzeptieren?
  • 60 % der jungen Schwulen Gewalterfahrungen erleben mussten?
  • 54 % der Fachkräfte in der Jugendhilfe meinen, sich im fachlichen Umgang mit trans*Jugendlichen (eher) nicht sicher zu fühlen?
  • 34 % der jungen Lesben, Schwulen und Bisexuellen & 48 % der Trans* bis zu ihrem 26 Lebensjahr mindestens einen Suizidversuch unternommen haben?

(Weitere Informationen zur Lebenssituation von jungen Lesben, Schwulen und Trans* finden Sie bei „Material„)

Diese Diskriminierung wirkt nicht nur auf junge LSBT*I*. Ein Klima der Abwertung und Ausgrenzung ist ein gesellschaftliches Problem, hat viele Gründe und wirkt sich negativ auf alle jungen Menschen – gleich welcher sexueller Orientierung, geschlechtlichen Identität, Herkunft oder Religion – aus.

Es geht auch anders!

Thematisierung und Wertschätzung der Vielfalt verbessern nicht nur die Lebenssituation von jungen Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Inter* oder denen, die dafür gehalten werden. Durch Auseinandersetzung mit Ursachen, Systematiken und Wirkungen von Ausgrenzung und Diskriminierung sowie der Reflexion von traditionellen Geschlechterrollen und der Situation von Minderheiten öffnen sich für alle Jugendlichen neue Perspektiven. Gleichzeitig verbessert sich das Klima unter den Jugendlichen spürbar.

Bereits 2003 stellte die Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter fest: „Sexuelle Orientierung ist ein relevantes Thema der Jugendhilfe“. Die Jugendhilfe ist aufgefordert das Thema als wichtigen Aspekt ihrer Angebote und Maßnahmen aufzugreifen. Auch in einigen kommunalen Kinder- und Jugendförderplänen sind Formulierungen zu finden, die dieses Thema vage aufgreifen.