JUNGE LSBT*I* & GESUNDHEIT

17.10.2022 – 10:00 bis 20:00 Uhr – Zeche Carl Essen

Das Jugendalter ist spannend, aufregend, herausfordernd und oft auch verwirrend. Junge LSBT*I* sind neben all den Herausforderungen, die diese Zeit ohnehin mit sich bringt, zusätzlichen Belastungsfaktoren ausgesetzt – Minoritätenstress, internalisierte Homonegativität, Einsamkeit, Beschimpfungen, erhöhte Suizidalität. Wenn es gut läuft, das Umfeld unterstützend und stabil ist, können junge LSBT*I* Bewältigungsstrategien entwickeln und sie wachsen zu starken,  selbstsicheren Persönlichkeiten heran, die sich häufig sogar ehrenamtlich engagieren und andere auf ihrem Weg  begleiten.

Für andere haben die Folgen von Ausgrenzungen, Diskriminierungen, Beleidigungen oder Gewalt Auswirkungen auf ihre (psychische) Gesundheit, die sich auf alle Lebensbereiche wie z. B. die Bildungsbiographie auswirken.

Beim diesjährigen „gerne anders!“ Fachtag ging es um Risiken und Herausforderungen, die junge LSBT*I* bewältigen müssen und darum wie Sie als Fachkraft der Jugendarbeit und Jugendhilfe das gesunde Aufwachsen junger LSBT*I* unterstützen können.

Informationen zum Fachtag:

Eindrücke des Tages

Eröffnung & Grußworte

Eröffnung Wibke Korten & Torsten Schrodt

„gerne anders!“ – NRW Fachberatungsstelle

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Grußwort Thomas Kufen

Oberbürgermeister der Stadt Essen

Grußwort als pfd

Grußwort Eileen Woestmann

Stv. Vorsitzenden des Ausschusses für Familie, Kinder und Jugend des Landes NRW

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Grußwort Josefine Paul

Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW

vorgetragen von Barbara Krüger

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Input

Psychosoziale Gesundheit von LSBT*I*

Prof. Dr. Stefan Timmermanns, Frankfurt University of Applied Science

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Input

Adoleszenz! Chancen und Risiken für LGBT*I*

Dr. Manuela Torelli, Psychologische Psychotherapeutin, München

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Input

Resilienz und Transitionsprozesse

René_ Rain Hornstein, Dipl. Psych*in, Technische Universität Braunschweig / Sigmund-Freud-Hochschule Berlin

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Aktion des together essen

Das together essen brachte Farbe ins Spiel. Und das im wortwörtlichen Sinne. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen des LSBT*I* Jugendtreffs luden die Gäst:innen dazu ein, die ihnen bekannten Vorurteilen zum Thema sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität auf Leinwände zu schreiben. Der Anreiz war: welche Sprüche hören LSBT*I* Jugendliche und Erwachsene häufig in Bezug auf ihre Sexualität oder Geschlechtsidentität? Als die ersten Hemmungen überwunden waren, füllten sich die Leinwände mit Worten, Sprüchen und Situationen, die die Teilnehmer:innen selbst erlebt oder mitbekommen haben. Darin wird deutlich, mit wie vielen Stereotypen Menschen zu kämpfen haben, die sich außerhalb es hetero- und cisnormativen Spektrums bewegen.
Unsere Gäst:innen aus der Landespolitik machten den Startschuss um dagegen ein Zeichen zu setzen. Ilayda Bostancieri (GRÜNE), Jens Kamieth (CDU), Barbara Krüger (MKJFGFI), Frank Müller (SPD), Werner Pfeil (FDP) gingen mit Farbe bewaffnet gegen diese Vorurteile vor. Daraus entstanden ist ein buntes Actionpainting-Bild, bei dem die aufgeschriebenen Worte mit bunter Farbe überdeckt worden sind. Ein deutliches Zeichen: wenn wir zusammen anpacken, können wir die Welt ein bisschen vielfältiger, bunter und offener machen!

Fragen – Gedanken – Appelle

Damit die Inhalte der Referate auch reflektiert und hinterfragt werden können, wurde beim diesjährigen Fachtag den Teilnehmer:innen die Möglichkeit geboten, ihre Fragen, Gedanken und Appelle mitzuteilen. Das Angebot wurde ausgiebig genutzt und regte schon in den Pausen Diskussionen zwischen den Gäst:innen an. Vor allem das Thema Trans* war für viele Menschen interessant, da es immer aktueller in ihrem Alltag wird.
Im Anschluss wurden die verschriftlichten Gedanken den Referent:innen Stefan Timmermanns, Manuela Torelli und René_Rain Hornstein mitgeteilt, die in einem von Benni Bauerdick moderierten Talk ihre Referate ergänzten und sich auch untereinander austauschen konnten.

Talk mit Vertreter:innen der Landespolitik

Ein spannender Moment des Fachtags war die Talkrunde mit Vertreter:innen der Landespolitik. Zu Gast waren die jugend- und queerpolitischen Sprecher:innen Frank Müller / SPD, Ilayda Bostancieri / Bündnis 90 die Grünen, Jens Kamieth / CDU und Dr. Werner Pfeil / FDP kam. Die Diskussion war häufig von fraktionsübergreifender Einigung geprägt. So stimmten alle zu, als beispielsweise Jens Kamieth die Gesprächsteilnehmer:innen auf die besonderen Herausforderungen für LSBT*I* Jugendliche im ländlichen Raum aufmerksam machte. Das Thema sei in den Koalitionsverhandlungen nicht beachtet worden, obwohl der Bedarf enorm ist. Defizite sah auch Frank Müller in der Ausbildung von Fachkräften, denn Regenbogenkompetenz kommt nicht in den Lehrplänen vor. Doch allen Teilnehmenden der Talkrunde war klar: Sensibilisierungsarbeit sollte schon in der KiTa beginnen und benötigt zudem personell gut ausgestattete Einrichtungen. Auf gesellschaftlicher Ebene könne die Bundesregierung durch das Selbstbestimmungsgesetz für trans* Personen ein Zeichen setzen, so Werner Pfeil. Die Runde wurde aber auch von traurigen Erinnerungen überschattet: der erschütternde Vorfall in Münster, bei dem ein trans* Mann auf dem CSD ums Leben kam, sorgte für Forderungen nach safe spaces bei CSDs. Ilayda Bostancieri betonte, dass eine erhöhte Polizeipräsenz hier wenig Wirkung erzielen würde. Wichtig sei es hingegen, wenn die Sicherheitskonzepte den Bedürfnissen der Demonstrierenden angepasst würden.
Mit Blick auf das Hauptthema des Fachtags wurde auch die psychische Gesundheit von queeren Jugendlichen angesprochen. Ein flächendeckender Zugang für Menschen mit psychischen Erkrankungen ist nicht gegeben; im Gegenteil, es herrscht eine Mangelsituation, die durch die Corona Pandemie nochmals erschwert wurde.
Abschließend waren sich die Politiker:innen einig, dass der Fachtag eine gute Möglichkeit sei, Bewusstsein zu schaffen, wichtige Themen zur Sprache zu bringen und diese sensibel und intersektional zu behandeln.

Abendprogramm

Das Abendprogramm des 10. Fachtags stand ganz im Zeichen der Unterhaltung. Eröffnet wurde es von Sven Hensel. Der junge Bochumer war früher selbst Besucher des togehter in Gelsenkirchen und hat von dort aus seine Karriere als Slam-Poet gestartet. Sein Programm beschäftigt sich mit seinen Erfahrungen als homosexueller Mann. Bei seinem Auftritt erlebte das Publikum eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle: neben vielen Lachern bewegte der Künstler mit seinen Worten sein Publikum so, dass das eine oder andere Auge nicht trocken blieb.

Im Anschluss wurde die die Grand Dame der Aufklärung von ihrem Publikum sehnsüchtig erwartet und enttäuschte kein bisschen – Lilo Wanders. Singen, das Tanzbein schwingen, über Sex aufklären und das mit einem Spritzer Wa(h)re Liebe: sie kann einfach alles. Aus ihrer jahrelangen Erfahrung kann auch die junge Generation noch viel lernen.

 

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