Junge LSBTI* – Liebe, Sex & Jugendhilfe

02.11.2023 – 10:00 bis 17:00 Uhr – Depot Talstraße Aachen

Am 02. November fand in Aachen der Fachtag „Junge LSBTI* – Liebe, Sex & Jugendhilfe“ statt. Die Bürgermeisterin der Stadt Aachen Hilde Scheidt eröffnete die Veranstaltung. Die Grußworte von Eileen Woestmann stellvertretende Vorsitzende des NRW- Landtagsausschusses Familie, Kinder, Jugend und Josephine Paul NRW-Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration brachten gekonnt auf den Punkt, warum dieser Fachtag so wichtig ist. „Gerade in dieser multiplen Krisensituation ist es ein wichtiges Zeichen, sich für eine vielfältige Gesellschaft und eine akzeptierende und wertschätzende Jugendhilfe einzusetzen, die junge Menschen so nimmt und so sieht, wie sie sind.“, so die Ministerin.

Die schriftliche Dokumentation finden Sie HIER!

 

Eröffnung & Grußworte

Eröffnung Wibke Korten, Alice Klieser & Günter Kriescher

„gerne anders!“ – NRW Fachberatungsstelle / Knutschfleck Aachen / Zentrum für Soziale Bildung Burtscheid


Grußwort Hilde Scheidt

Bürgermeisterin der Stadt Aachen


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Grußwort Josefine Paul

Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW


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Grußwort Eileen Woestmann

Stv. Vorsitzenden des Ausschusses für Familie, Kinder und Jugend des Landes NRW


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Input

Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt – auch eine Frage des Kinderschutzes?

Steffen Baer, M.A., Ltg. des LSBTIQ* Regenbogenbüro Unterfranken

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QUEERPROFESSIONALS – Professionelle zwischen „queeren Expert:innen“ und „Andere“ in der sozialen Arbeit

Prof. Dr. Davina Höblich

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Vortragsdokumente:

Podiumsdiskussion

Bei der Podiumsdiskussion lief alles anders: anstatt der theoretischen Fachvorträge konnten hier LSBTIN* Projekte und junge Teilnehmende von ihren realen Erfahrungen und Wünschen erzählen.
„Knutschfleck“ ist ein offener Jugendtreff in Aachen, der zusätzlich dazu eine Beratungsstelle anbietet. Klieser und Kisters berichteten von ihrer Arbeit mit den Jugendlichen und der Herausforderung, das Thema Sexualität und Identität in den Treffalltag zu integrieren. Denn für die LSBTIN* Jugendlichen, die den „Knutschfleck“ besuchen, sind das eigentlich keine so zentralen Themen. Sie fühlen sich einfach geschützt in einem Raum, von dem sie wissen, dass er sie so annimmt, wie sie sind. Der Treff werde vielmehr genutzt, um alltägliche Themen zu diskutieren und Kontakte zu knüpfen. Gespräche rund um Sexualität und Identität ergeben sich eher durch den Besuch von Gäst*innen oder Themenabenden, die das Thema sanft einleiten.
In der Wohngruppe „MORE“ hingegen ist der Zusammenhalt aufgrund der LSBTIN* Zugehörigkeit zentral. Seit 2021 bietet das „Zentrum für soziale Arbeit Burtscheid“ mit dem Projekt „MORE“ LSBTIN* Jugendlichen Wohngruppen an, die speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind und ihnen einen sicheren Raum bieten. Eine junge Bewohnerin berichtet, dass sie sich in ihrer Wohngruppe sehr wohl fühlt, da die Räume eine besondere Privatsphäre bieten, die in anderen Wohngruppen nicht gegeben ist. Ein anderer Bewohner berichtete, dass die Gruppe ihm bei seiner Transition und den Problemen, denen er bei Amts- und Ärzt*innengängen begegnet, Halt bietet und stärkt. In der Wohngruppe sind auch nichtbinäre Personen willkommen; für diese ist es häufig innerhalb der Community schwer, da wenig Wissen über nichtbinäre Geschlechtsidentitäten herrscht. In der Wohngruppe haben aber alle Verständnis und geben nichtbinären Menschen Sichtbarkeit.
Die gemeinsame Diskussion zeigt uns, dass gerade die jungen LSBTIN* Menschen eines brauchen: Räume, die ihre Bedürfnisse verstehen und ihnen die Möglichkeit bieten, innerhalb einer geschützten Community ihre Probleme zu teilen – und gemeinsam daran zu wachsen.

Workshops

Workshop 1: Sexualität in der Jugendarbeit

In diesem Workshop sind wir der Fragestellung nachgegangen, welche Bedeutung Sexualität in der Jugendarbeit hat oder haben sollte. Hierzu haben die Teilnehmenden zunächst für sich die Frage geklärt, was ‚Sexualität für sie selbst bedeutet und welche Definitionen der Duden sowie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bieten. Danach haben wir sexuelle & geschlechtliche Vielfalt als Teil von Sexualität auf deren verschiedenen Ebenen betrachtet und geklärt, inwiefern Kinder & Jugendliche ein (An-)Recht auf sexuelle Bildung haben. Abschließend haben wir einen (kleinen) Ausblick darauf geworfen, wie der Umgang mit sexueller Bildung in der eigenen Arbeitspraxis der Teilnehmenden gelingen kann.

Workshop 2: Sexualität in der Jugendhilfe

Anhand von Fallbeispielen haben die Teilnehmenden in kleinen Gruppen verschiedene Szenarien besprochen und aus unterschiedlichen Positionen betrachtet. Einerseits haben junge Menschen, auch in der stationären Jugendhilfe, ein Recht auf Sexualität und sollen auch in diesem Lebensbereich Erfahrungen sammeln. Auf der anderen Seite sind Fachkräfte häufig verunsichert was sie tatsächlich dürfen. Schon allein die Frage wer bei wem übernachten darf konnte nicht einheitlich geklärt werden. Darf das lesbische Mädchen ihre Partnerin zur Übernachtung einladen? Wenn ja, darf die Freundin des heterosexuellen Jungen dann auch über Nacht bleiben? Wie gehen Fachkräfte mit Online-Dating um, von dem sie aufgrund des Alters eigentlich gar nicht wissen sollten? Wie viel Raum darf die Sexualität der einzelnen Bewohnerin im Gruppenalltag haben – Stichwort Kinks?
Fest steht: Lebensrealitäten von Jugendlichen habe immer auch mit Sexualität zu tun und Fachkräfte müssen sich dazu positionieren. Das ist nicht immer einfach und es gibt wie so oft auch hier keine Patentlösungen. Aber: Wenn Jugendliche die Möglichkeit haben einen selbstsicheren Umgang mit ihrer Sexualität zu erlernen, ist die Gefahr, dass sie sexualisierte Gewalt erfahren geringer.

 

 

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