Das Team Jugendförderung des Fachbereiches Jugend, Familie, Bildung und Freizeit der Stadt Coesfeld hat sich in einer Inhouse-Schulung mit den Themen sexuelle Vielfalt, sexuelle Vorurteile/Homophobie beschäftigt. Dazu hat sie Wibke Korten von der NRW Fachberatungsstelle für sexuelle Vielfalt und Jugendarbeit „gerne anders“ eingeladen, die Fachkräfte der Jugendarbeit/Jugendhilfe für das Thema sensibilisiert, sie berät und weiterbildet.
Sexuelle Vorurteile, Homophobie und Heterosexismus sind gerade unter Jugendlichen weiterhin alltäglich und allgegenwärtig. Schon früh lernen junge Menschen, dass „schwul“ ein besonders beliebtes Schimpfwort ist und dass man „so“ nicht sein sollte. Kein Wunder, dass junge Lesben und Schwule ihre gleichgeschlechtliche Orientierung oft verbergen und Orte, an denen sich Jugendliche treffen, meiden.
In der pädagogischen Arbeit mit jungen Menschen bleiben Ausgrenzungen auf Grund von sexuellen Vorurteilen (Homophobie) zu oft unbeachtet, übersehen oder verharmlost. Auch als (zusätzlicher) Problemhintergrund für Schwierigkeiten beim Aufwachsen wird die besondere Lebenssituation von nicht-heterosexuellen Jugendlichen in der Regel nicht wahrgenommen. „Wir haben uns bisher kaum mit dem Thema beschäftigt, weil es nicht so drängend erschien. Schwule, lesbische oder bisexuelle Jugendliche sind in der täglichen Arbeit nicht in Erscheinung getreten. Dass sie dafür möglicherweise „gute Gründe“ hatten, wurde bei diesem Fachtag deutlich.“ erläutert Sabine Wessels, Sozialpädagogin im städtischen Jugendamt, die diesen internen Fortbildungstag für das Team Jugendförderung initiiert hat.
Um die eigene Wahrnehmung zu schärfen und sich dem Themengebiet zu öffnen hat die Stadt Coesfeld „gerne anders!“ eingeladen. Neben reiner Wissensvermittlung zu Themen wie Coming-Out, besondere Lebenssituationen von lesbischen, schwulen und bisexuellen Jugendlichen, Entstehung von (sexuellen) Vorurteilen wurde auch viel diskutiert und nachgefragt.
„Das war ein spannender Tag, der Lust auf die Auseinandersetzung mit Jugendlichen zum Thema sexuelle Vorurteile macht“, resümiert Gabi Kaudewitz, die u.a. für den erzieherischen Kinder- und Jugendschutz bei der Stadt Coesfeld zuständig ist. Niklas Dapper, Studienpraktikant im Jugendhaus Stellwerk ergänzt: „Ich habe viel gelernt, hätte aber gerne noch mehr Zeit gehabt, um zu vertiefen, wie ich z.B. bei homophoben Sprüchen wirksamer intervenieren kann.“
Im September wird Wibke Korten ein zweites Mal nach Coesfeld kommen, um mit dem Team Jugendförderung darüber zu reflektieren, wie das Thema in den Alltag transportiert wurde. Darüber hinaus werden weitere konkrete Handlungsmethoden vermittelt, die in der Arbeit mit Jugendlichen umgesetzt werden können.