„Das war schon das erste Jahr?“ und „Ist das wirklich alles in einem Jahr passiert?“ – gemischte Gefühle beim Rückblick auf das erste Jahr der NRW- Fachberatungsstelle „gerne anders!“.
Ermöglicht durch Förderung des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW wendet sich das Team von „gerne anders!“ an Fachkräfte und Träger der Jugendarbeit. Wir sensibilisieren, wir bilden fort und wir beraten zu sexuellen Vorurteilen (Homophobie) und deren Bearbeitung in der Jugendhilfe. Unsere Vision ist, dass die Jugendarbeit in ganz NRW zu engagierten Partner_innen werden bei der Unterstützung von nicht-heterosexuellen Jugendlichen und beim Abbau von Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt wegen sexuellen Vorurteilen. So dass es dann vielleicht irgendwann heißt: „Bist homophob, oder was?!“ oder, dass es dafür nicht einmal mehr einen Begriff gibt…
Sichtbarkeit des Themas ist der erste Schritt auf diesem Weg. So wendeten sich selbstverständlich zunächst die Fachkräfte und Teams mit Beratungswünschen an uns, bei denen nicht-heterosexuelle Jugendliche oder deutliche Homophobie bereits aufgefallen sind. Diese unterstützen wir gerne. Wichtig ist für uns aber gleichzeitig die große Mehrheit der Initiativen, Verbände, Einrichtungen und Kommunen, die sich mit diesem Thema noch nie beschäftigt haben, bei denen gleichgeschlechtliche Lebensformen nicht vorkommen und Heterosexualität die einzige und unhinterfragte Norm darstellt.
In Sensibilisierungs- und Fortbildungsveranstaltungen konnten wir an Erfahrungen von Jugendpolitiker_innen, Fachkräfte und Teams anknüpfen und mit theoretischen Inputs und praktischen Übungen blinde Flecken bearbeiten. Mit einigen Teams konnten wir sogar weitere Schritte gehen und in mehrtägigen Veranstaltungen ganz konkrete Maßnahmen unternehmen sexuelle Vorurteile in den Einrichtungen und Verbänden abzubauen. So wurden in diesem ersten Jahr bereits zahlreiche Sensibilisierungs- und Fortbildungsmodule sowie Methoden entwickelt und erprobt, die nun regelmäßig für verschiedene Zielgruppen mit unterschiedlichen Interessen, Vorkenntnissen und zeitlichen Möglichkeiten angeboten werden können. Auch die geplante Arbeitshilfe hat bereits konkrete Formen angenommen. Der theoretische Teil ist bereits fertig, die Methoden zum Teil noch im Praxistest. Bei all diesen Entwicklungsprozessen konnten wir immer wieder auf die Unterstützung von anderen bauen. Großer Dank gilt daher den lesbisch- schwulen Jugendprojekten in NRW, den sehr eng und intensiv mitarbeitenden Einrichtungen in den Kommunen und den landeszentralen Zusammenschlüssen der Jugendarbeit.
Gerade auch weil das Thema noch lange nicht überall in NRW angekommen ist und viele sich zudem scheuen das „heiße Eisen“ anzufassen, ist die Unterstützung der organisierten Jugendarbeit in NRW und engagierter Einzelpersonen aus Politik, Verwaltung und Verbänden für uns besonders wichtig. So waren die Vorstellungen in den Landtagsausschüssen für Familie, Kinder und Jugend sowie Gleichstellung und Emanzipation, im Hauptausschuss des Landesjugendringes, im Vorstand der ELAGOT und der LAG Jugendsozialarbeit sowie der Mitgliederversammlung des ABA Fachverbandes genauso wie die Workshops bei den landesweiten und regionalen Jugendpfleger_innentagungen und die Gespräche mit allen Landtagsfraktionen, der AGOT NRW und dem Paritätischen Jugendwerk nicht nur wichtige Gelegenheiten das Thema zu transportieren und für uns besondere Highlights des ersten Jahres, sondern zudem wichtige Kontaktbörsen. Viele örtliche Veranstaltungen und Beratungskontakte sind hier bzw. über Vermittlung entstanden.
Auch im zweiten Jahr freuen wir uns auf viele interessante Kontakte und spannende Veranstaltungen zum Abbau von sexuellen Vorurteilen in und zur Unterstützung von nicht-heterosexuellen Jugendlichen durch die Jugendarbeit. Gerne kommen wir auch in Ihre Einrichtung bzw. Ihre Kommune.
Seien Sie mutig! Fassen Sie das „heiße Eisen“ an! Nehmen Sie Kontakt auf!
Als wäre es gestern gewesen: Die Eröffnung von „gerne anders!“, NRW-Fachberatungsstelle sexuelle Vielfalt & Jugendarbeit.
(v.l.n.r.: Dagmar Hanses, MdL; Kai Gehring, MdB; Margret Voßeler, MdL; Barbara Krüger, MFKJKS; Torsten Schrodt & Wibke Korten, gerne anders; Bürgermeisterin Renate aus der Beek).