TROTZ!dem Klischee
Bei dem Wort Klischee denken die meisten sofort an Vorurteile und Vorurteile sind schlecht. Aber mit Klischees könne wir auch viel Spaß haben – Stichwort Comedy, Hape Kerkelings legendärer Auftritt im Café Korte oder Tahnee, die mit Klischees über Lesben die Menschen zum Lachen bring.
Wir machen Klischees zum Thema des diesjährigen IDAHOT* – Internationaler Tag gegen Homo- und Trans*phobie am 17 Mai – unter dem Motto TROTZ!dem Klischee. Was verbirgt sich dahinter? Der Grundgedanke ist, dass jede_r bestimmten Klischees ausgesetzt ist und diese Klischees auf unterschiedlichste Weise jede_n beeinflussen. TROTZ!dem ist die Aufforderung sich diesen Klischees nicht zu unterwerfen, sondern ihnen zu trotzen, also den Mut zu haben so zu sein wie jede_r sein möchte.
Dazu ist es wichtig sich erst einmal mit den zugeschriebenen Klischees auseinanderzusetzen. Also zu hinterfragen, welche Erwartungen andere, aufgrund eines bestimmten Identitätsmerkmals, einer bestimmten Eigenschaft, Vorliebe oder Lebensweise an jemanden haben, um anschließend zu reflektieren an welcher Stelle dem Klischee geTROTZT wird und wie.
- Wird von dem schwulen Jungen erwartet, dass er zum Ballett geht oder spielt er TROTZ!dem gerne Fußball?
- Wird von dem lesbischen Mädchen erwartet, dass sie eine Kurzhaarfrisur hat und sich burschikos kleidet oder hat sie TROTZ!dem lange Haare und trägt gerne Kleider?
- Wird von der Veganerin auf der Party erwartet, dass sie versucht andere davon zu überzeugen auch vegan zu leben oder steht sie TROTZ!dem ganz entspannt neben dem Grill?
- Wird von dem Trans*mann erwartet, dass er „ein ganzer Kerl“ ist oder weint er TROTZ!dem bei Disneyfilmen?
Nicht nur LSBT* sind Klischees und Vorurteilen ausgesetzt, sondern wir alle. Die Frage ist also, wie wir damit umgehen? Wie sehr lassen wir uns von Klischees beeinflussen und diktieren, wie wir zu sein haben? Wie sehr beeinflussen wir andere anhand von eigenen Klischees?
Eine Person, die dem Klischee nicht entspricht, bekommt früher oder später Reaktionen auf ihr Verhalten, meist negative – „als Kerl trägt man doch keinen Nagellack oder bist du etwa ein Mädchen?“.
Um andere sie-selbst-sein zu lassen muss der Mut aufgebracht werden sich einerseits den eigenen Klischees und Vorurteilen zu stellen und andererseits einzuschreiten, wenn Menschen aufgrund von Klischees und Vorurteilen eingeschränkt werden.
Stereotyp: Sind Beschreibungen von Gruppen oder Person, bei denen diese auf bestimmte Merkmale reduziert werden. Durch die bloße Nennung dieser Merkmale entsteht hierbei ein Bild beim Zuhörer (Beispiele: Baguette und Wein für Franzosen, Bier, Lederhose und Kuckucksuhr für Deutsche etc.)
Vorurteil: Sind Urteile, die meist verfestigt sind und nicht reflektiert sind. Vorurteile sind zumeist die Ursache für motivgesteuertes Handeln und ist zumeist negativ (Beispiele: Menschen sichern in Polen verstärkt ihre Habseligkeiten, weil die Polen angeblich klauen; Ausländer sind krimineller als Deutsche).
Klischee: Ist eine Vorstellung darüber, wie etwas ist und die Reduktion auf die angeblich typischen Merkmale. Stereotype können ein Klischee bildlich greifbar machen, wobei es nicht auf Personen beschränkt ist, sondern auch Stimmungen oder Situationen betreffen kann.
(Quelle: wortwuchs.net)
Methode: „TROTZ!dem Klischee“
Portraitzeichen: zwei Teilnehmende sitzen sich mit Blatt und Stift gegenüber (Vordruck 1 kann dafür genutzt werden) und portraitieren sich gegenseitig in einer Minute ohne dabei auf das eigene Blatt zu gucken und ohne den Stift abzusetzen. Das Ergebnis löst meist herzhaftes Gelächter aus, so soll es sein! Fotos gehen natürlich auch, lassen allerdings Zuordnungen zu.
Ich bin: Auf dem Vordruck 1 sind verschiedene Identitätsmerkmale aufgelistet (ich bin lesbisch…), die die Teilnehmenden wählen oder eigene hinzufügen können. Anschließend setzten sie sich mit den diesem Merkmal zugeschriebenen Klischees auseinander (…Lesben tragen Jungs-Klamotten und haben kurze Haare) und reflektieren welche Erwartungen andere, aufgrund eines bestimmten Merkmals, einer bestimmten Eigenschaft, Vorliebe oder Lebensweise an sie haben.
Und TROTZ!dem bin ich: Jetzt können die Teilnehmenden dem Klischee TROTZEN indem ihnen bewusst wird, dass sie mehr sind als das Klischee zulässt (…und TROTZ!dem habe ich lange Haare und trage gerne Kleider).
Hinweise:
- Achten Sie darauf, dass niemand bloßgestellt wird.
- Setzten Sie sich im Vorfeld mit den eigenen Klischees / Bildern im Kopf auseinander.
- Die Identitätsmerkmale schwul, lesbisch, bi und trans* sind mit aufgeführt, damit sie sichtbar sind ggf. besprechbar werden. Vielleicht hängen Sie ja auch ein Fake-Bild auf, auf dem steht: ich bin schwul und trotzdem spiele ich gerne Fußball
Vordruck 1 zum Ausdrucken ist hier zu finden!
Varianten / Erweiterungen
Klischees machen auch Spaß:
Die Teilnehmenden können ja mal versuchen 3 Minuten ein Klischee spielen. Es ist gar nicht so leicht 3 Minuten nur Fußballer zu sein!
Die „TROTZ!dem“-Blätter an der Wand hängen und einen Wettbewerb initiieren. Wer kann die meisten „TROTZ!dem“ aufzählen? Oder ein „TROTZ!dem“-Memory? Wenn es mehrere Übereinstimmungen gibt können die „TROTZ!dem“ verdeckt (umgeklappt) werden und die Teilnehmenden spielen Memory.
Vielleicht geling der Transfer, dass auch jede Person selbst Klischees im Kopf hat und auf Grund dieser auch Erwartungen an andere hat.